Gebrauchte Klaviere

Was ich wissen und beachten sollte!

 

Wenn es sich um gebrauchte Klaviere dreht unterscheidet man grob zwischen Instrumenten die von 1860 bis 1900, 1900 bis 1940 und denen die nach 1950 produziert wurden. Ältere Instrumente die vor 1860 hergestellt wurden ohne Hammermechanik lassen wir hier außer acht. Diese Instrumente sind für Museen oder Sammler interessant und keinesfalls, auch nicht restauriert, für den heute üblichen häuslichen Einsatz geeignet.

 
Moderne Hammermechanik

Etwa 1860 wurde die heutige Hammermechanik für Klaviere entwickelt. Bei der Hammermechanik wird durch den Tastendruck ein Hammer an die Saite geschlagen und fällt unmittelbar anschließend etwas zurück damit die Saite frei schwingen kann. Gleichzeitig löst sich der auf der Saiten liegende Dämpfer. Sobald die Taste los gelassen wird legt sich der Dämpfer wieder auf die Saite und dämpft den Ton ab. Der Hammer geht vollständig in seine Ruheposition zurück. So funktionieren auch heute noch alle Klaviere.

 

Auch dem Klanggeschmack wurde entsprochen. So gibt es Instrumente bei denen der Dämpfer oberhalb des Hammer nahe am Rand der Saite aufliegt (Oberdämpfer) und Instrumente bei denen der Dämpfer unterhalb des Hammers mittiger auf der Saite liegt (Unterdämpfer).

Oberdämpfer klingen etwas länger nach und geben so ein authentisches Abbild des singenden kathedralen Klangbildes das die alten Meister und Komponisten im Ohr hatten. Um dies beim einem Unterdämpfer erreichen zu wollen, müsste das rechte Tonhaltepedal permanent ganz leicht getreten werden.

Beim Unterdämpfer schwingen die Saiten kürzer nach. Das entspricht dem heutigen Geschmack eines kurzen trockeneren Tons. Wer ausschließlich moderne zeitgenössische Literatur oder Chart-Hits spielt ist mit einem Klavier mit Unterdämpfer besser beraten.

KlavierAlter Oberdämpfer - Die Dämpflung der Saiten erfolgt über dem Hammer.
KlavierModerner Unterdämpfer - Die Dämpflung der Saiten erfolgt unter dem Hammer.
 

Um die Jahrhundertwende von 1900 waren dann auch die gusseisernen Panzerplatten der Klaviere soweit entwickelt um die gestiegenen Zugkräfte der Saiten aushalten zu können. Damit verbunden war ein größeres Klangvolumen.

KlavierAltes Klavier mit Holzrahmen und Oberdämpfer
KlavierModernes Klavier mit gusseisener Panzerplatte
 

Die Instrumente waren dem Möbelgeschmack der damaligen Zeit entsprechend mächtig und je nach Epoche (Gründerzeit, Jugendstil, Art déco) mit der entsprechenden Verzierung und Ornamenten versehen.

Klavier ca. 1917
Klavier ca. 1920

In der Zeit des zweiten Weltkrieges und den ersten Jahren danach gab es verständlicherweise kein großes Interesse an Klavieren. Einige wenige Instrumente einzelner Klavierbauer aus dieser Zeit sind noch vorhanden, hier wurden die auf Lager vorhandenen Materialien verwendeten.

Nach dem Krieg dauerte es einige Jahre bis die Klavierproduktionen wieder aufgenommen wurden. Auf den bestehenden Mangel an Wohnraum und die eingeschränkten finanziellen Mitteln der Menschen hatten die Möbelhersteller reagiert und boten schlichte günstige Möbel an. Möglich wurde dies auch durch die in den 1930er Jahren erfundene Spanplatte. Diese wurden mit heimischen Hölzern wie Nussbaum furniert, die keine Verwendung im Hausbau hatten.

Etwa Anfang der 1950er Jahre begannen die ersten Hersteller wieder Klaviere zu bauen. Sie übernahmen die Idee des Möbelbaus und entwickelten kleine leichte schlichte Klaviere ohne Konsolen und Rollen. Die Geburtsstunde der modernen Form. Noch heute ist es bei vielen Klavierbaufirmen üblich, das günstigste Instrument in dieser Optik herzustellen.

Moderne Form
ca. 1960
Moderne Form
Heute

Aber egal wie alt das Klavier ist, es muss technisch in Ordnung sein, damit richtige Spielfreude aufkommt.
Viele alte Klaviere (1860 – 1940) sind schlicht und einfach abgenutzt, die Mechanik herunter gespielt. Diese finden Sie haufenweise für 200 bis 500 Euro auf Ebay. Warum sich die Arbeit machen und Kosten für die Entsorgung des alten Kastens übernehmen wenn es doch Menschen gibt, die sich mit romantisch verklärtem Blick eine Ruine aufhalsen wollen und dafür noch Geld bezahlen.

KlavierAltes Klavier - technisch nicht mehr ganz in Ordnung.

Für eine vollständige fachgerechte technische Generalüberholung oder Restaurierung eines alten Klaviers müssen Sie 4000 bis 6000 Euro einplanen. Falls auch das Klaviergehäuse in original Schellack handpoliert aufgearbeitet werden soll fallen nochmals die gleichen Kosten an.

Fragen Sie bitte vor dem Kauf eines 100 Jahre alten Klaviers ob es in den letzten 30 Jahren generalüberholt oder restauriert wurde. Und damit ist sicher nicht nur stimmen gemeint. Bei einem in einer Scheune gefundener Oldtimer der schon Jahrzehnte nicht mehr fährt ist auch mehr als tanken nötig.

Für viele Instrumente die zwischen 1950 und 1990 gebaut wurden werden je nach Qualität von Privat Beträge zwischen 500 und 4000 Euro aufgerufen. Meist sind hier umfangreiche Aufarbeitungen der Mechaniken nötig, die etwa 800 bis 2000 Euro kosten, je nach Grad der Abnutzung.

Lassen Sie sich unbedingt Belege der ausgeführten Arbeiten zeigen und falls keine vorhanden sind nehmen Sie einen gelernten Klavierbauer (keinen Klavierlehrer oder Klavierstimmer) mit, der sich das Instrument ansieht und für Sie bewertet. Das gilt auch wenn Sie selbst ein Klavier verkaufen möchten.

Die Kosten für eine mündliche Bewertung liegen im mittleren zweistelligen Bereich und bei einer schriftlich ausgeführte Expertise, je nach Aufwand, im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich. Das ist gut angelegtes Geld, da Sie sich hierauf berufen können.

Unsere Klavierbau-Meister helfen Ihnen bei der Ermittlung des Wertes oder der Reparaturkosten gerne. Termine vereinbaren Sie bitte telefonisch unter 06021/25440.

In unserer Pianogalerie im 1. Obergeschoss bieten wir gebrauchte Klaviere verschiedenen Alters an. Die von uns angebotenen Gebrauchtinstrumente sind technisch aufgearbeitet und mit einer drei Jahre langen Garantie versehen. Die Lieferung Ihres Klaviers erfolgt frei Haus und nach der Lieferung und einer kurzen Eingewöhnungszeit (vier bis sechs Wochen) wird das Instrument bei Ihnen vor Ort nochmals überprüft und gestimmt.

Selbstverständliche kaufen wir auch gebrauchte Klaviere an. Derzeit jedoch nur in Ausnahmefällen Instrumente die älter als 50 Jahre sind.

Wenn Sie ein Klavier der Marken Blüthner, Grotrian-Steinweg, Kawai, Pfeiffer, Sauter, Schimmel, Steinway&Sons, Wilhelm Steinberg oder Yamaha verkaufen möchten schicken Sie uns bitte eine E-Mail an info(at)musik-dressler.de mit folgenden Angaben: Hersteller, Seriennummer, Höhe, Breite, Tiefe, Farbe oder Holzart und legen diesem Schreiben einige aussagekräftige Bilder bei.

Wir bitten um Ihr Verständnis dass wir uns jedes Klavier vor dem Ankauf ansehen möchten und daher an Angeboten die von weiter als 70 km rund um Aschaffenburg kommen nicht interessiert sind.